Amant Art Foundation von SO – IL – Ein architektonisches Highlight im industriellen Teil von Brooklyn
Inmitten der Pandemie eröffnete letzten Sommer eine neue Kunstinstitution in New York City: Die Amant Art Foundation von SO – IL ist ein kultureller Inkubator und eine versteckte Oase in einer recht industriellen Gegend in East Williamsburg.
Vier Gebäude – drei neue und ein umgebautes Lagerhaus – bilden einen fast 2000 qm großen Kunstcampus mit Galerien, einem Veranstaltungsraum, einer Buchhandlung und einem Café, sowie Büros und Kunstateliers für Stipendiaten. Zwei Gebäudepaare sind jeweils durch einen Innenhof verbunden, der eine entspannend grün zwischen den Kunstateliers und dem Aufführungsraum gelegen, der andere urbaner mit Sitzgelegenheiten vor dem Café und der Buchhandlung der Stiftung.
Teils aus hellem Backstein mit Metallelementen und teils aus Ortbeton errichtet, fügen sich die Neubauten der Kunstinstitution mühelos in ihre industriellen Nachbarschaft ein. Die innovative Verwendung unterschiedlicher Ziegel- und Betonmuster trägt dazu bei, individuelle Identitäten für jedes der Gebäude zu schaffen.
Während die Ausstellungsgebäude auf der Nordseite zwischen Maujer Street und Grand Street mit Backstein verkleidet sind, sind die Fassaden der Gebäude südlich der Maujer Street, die vor allem für das Residenzprogramm genutzt werden, aus Ortbeton.
Das Gebäude mit der markanten weißen Zement-Ziegelfassade im Sägezahnmuster (315 Maujer) fungiert als Haupteingang zum Kunstcampus und beherbergt Galerieräume und Büros. Der Mauerwerkssockel wird von einem durchgehenden Band aus Aluminiumlamellen gekrönt, die diffuses Tageslicht in den 22 Fuß hohen Galerieraum lassen.
Dahinter liegt das größte Gebäude des Kunst-Campus (932 Grand Street), eine ehemalige Marmorwerkstatt, die ebenfalls eine neue Haut erhalten hat: beige Lehmziegel, die zum größten Teil ihre produktionsbedingt eingekerbten Rückseiten zeigen. Hier befindet sich jetzt ein weiterer Ausstellungsraum sowie das Café und der Buchladen. Zur stark befahrenen Grand Street hin, schafft ein durch einen Stahlzaun abgetrennter Vorhof eine Pufferzone, die gleichzeitig den Zugang von der anderen Seite des Blockes ermöglicht.
Die beiden Gebäude auf der Südseite der Maujer Street (306 Maujer) dienen vor allem dem Kunst-Residenzprogramm, das sich an internationale Künstler richtet, die noch nicht in New York City ausgestellt haben. Das erste Gebäude beherbergt im oberen Stockwerk vier Künstlerateliers, sowie Gemeinschaftsräume und eine Bibliothek im Erdgeschoss. Beide Gebäude haben eine strukturierte 20 cm starke Ortbetonfassade, die in nur zwei Abschnitten gegossen wurde: Die unteren 2.3 m und die oberen 7 m wurden jeweils in einem Guss erstellt.
Interessant strukturierte Betonwege bieten neue öffentliche Wege durch den Block zum hinteren Gebäude, dem „Géza“, in dem sich ein multifunktionaler Proberaum für die ansässigen Künstler sowie für öffentliche Programme befindet.
Das privat finanzierte 40-Mio.-Dollar-Projekt wurde von dem in Brooklyn ansässigen Architekturbüro SO-IL (Solid Objectives–Idenburg Liu) entworfen, dessen Gründer Jing Liu und Florian Isenburg sich während ihrer Arbeit für SANAA in Japan kennengelernt haben. Amant ist ihr erstes eigenständiges Gebäude in NYC und es wurde 2021 mit dem Best of Design Award der The Architect’s Newspaper ausgezeichnet.
Amant ist ein großartiger Ort, um neue Kunst zu sehen und sich in den Innenhöfen zu entspannen – der Weg ins industrielle East Williamsburg/Brooklyn lohnt sich!
Bettina Johae / aplusnyc.net – architecture and art tours in New York City
http://so-il.org/
http://so-il.org/projects/amant-art-campus
https://www.amant.org/
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