Amsterdam Amstel Station nach Renovierung wiedereröffnet
Nach einer umfassenden Renovierung, entworfen von Office Winhov und Gottlieb Paludan Architects, wurde der Amsterdamer Bahnhof Amstel am 29. Oktober offiziell wiedereröffnet. Nun strahlt eines der schönsten Bahnhofsgebäude in den Niederlanden wieder in altem Glanz.
Der im Südosten von Amsterdam gelegene Bahnhof Amstel wurde vom Bahnarchitekten H.G.J. Schelling in Zusammenarbeit mit dem Gemeindearchitekten Jan Leupen entworfen. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1939 war Amstel eines der innovativsten Bahnhofsgebäude seiner Zeit. Aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch andere öffentliche Verkehrsmittel, aber auch durch Individualverkehr wie Autos und Fahrräder, wurde der Bahnhof als allererster multimodaler Verkehrsknotenpunkt konzipiert. Die Organisation der verschiedenen Passagier- und Gepäckströme diente als Grundlage für die Gestaltung des Gebäudes: Schelling platzierte ihn im rechten Winkel zu den Gleisen, so dass Straßenbahnen, Busse, Taxis und Fahrräder rund um die Haupthalle arrangiert werden konnten. Innovativ war auch, dass die Bahnhofshalle und die Gleisüberdachung als eine einzige, große Geste gestaltet wurden.
Und doch hat die Architektur auch historische Bezüge, vor allem in der Form der Bahnhofshalle, die an eine Kathedrale erinnert. In diesem fast sakralen Raum markieren große Wandgemälde des Künstlers Peter Alma den Übergang zwischen Innen und Außen, zwischen Halle und Personentunnel. Sie waren von Anfang an Teil eines Orientierungskonzepts, das vor allem mit sorgfältigem Einsatz von Licht und räumlichen Dimensionen arbeitete.
Serviceschalter und Ladenerweiterungen
Einige dieser Merkmale gingen jedoch nach 1977 verloren, als die U-Bahn in den Bahnhof integriert wurde. Viele große und kleine Eingriffe führten zu unterbrochenen Sichtachsen; gleichzeitig wurde die Bahnhofshalle von Serviceschaltern und Ladenerweiterungen verstellt. 2014 fiel schließlich die Entscheidung, den Bahnhof zu restaurieren. Das Auswahlverfahren gewann Office Winhov aus Amsterdam gemeinsam mit Gottlieb Paludan Architects aus Kopenhagen. Die Architekten entschieden sich dafür, das historische Vokabular von Schelling und Leupen weiter zu verwenden. „Bei einem solchen Projekt ist es die Aufgabe des Architekten, unsichtbar zu sein“, formulierte Jan-Peter Wingender von Office Winhov. Ausgangspunkt blieb die Idee vom Bahnhof als optimierte Transportmaschine. Einerseits ging es darum, den Denkmalwert der Gebäude wiederherzustellen, einschließlich einer Rekonstruktion des ursprünglichen Farbkonzepts und der Sichtachsen. Andererseits musste der Bahnhof auch an heutige Anforderungen angepasst werden – an die wachsende Zahl der Reisenden und Nutzer, aber auch an die veränderten Bedürfnisse hinsichtlich Service, Einzelhandel und Barrierefreiheit.
Jetzt können Besucher und Reisende die Schönheit des Bahnhofs wieder erleben, vom lichtdurchfluteten Raum der Haupthalle über die beeindruckenden Wandgemälde bis hin zu der eleganten Stahlkonstruktion der Gleisüberdachung.
Audiotour von architour
Anlässlich der „Wiedereröffnung“ des Bahnhofs hat architour im Auftrag des niederländischen Bahnbetreibers NS eine Audiotour zu Architektur und Kunst im Bahnhof Amstel entwickelt. Während der Audiotour werden die Besucher entlang neun Stops in und um das Bahnhofsgebäude geführt. Sie erfahren mehr über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Bahnhofs, aber auch über die großartigen Kunstwerke. Die Tour ist kostenlos verfügbar im Browser auf Smartphones oder Tablets – allerdings bisher nur auf Niederländisch.
Text: Anneke Bokern, architour
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