Belgrads brutalistische Architektur – das neue Thema der Guiding Architects
Brutalismus, die ausdrucksstarke Bewegung in Architektur und Kunst nimmt gerade an internationaler Popularität zu. Durchlebt aber auch harte Zeiten. Viele der Gebäude weltweit verfallen allmählich oder sind in Gefahr abgerissen zu werden. Belgrad hat dennoch viele gut erhaltene Beispiele zu zeigen.
Historischer und politischer Kontext
Im Streben nach Modernität nahm das ehemalige sozialistische Jugoslawien eine führende Rolle in der Bewegung der Blockfreien Staaten an, balancierte zwischen Ost und West und rang darum, das Land und seine Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufzubauen.
Jugoslawische Architekten mussten sich verschiedenen Herausforderungen stellen: Mangel an Material und Technologie, Suche nach neuen strukturellen Möglichkeiten, nach Identität und Ausdrucksformen. Das waren Kräfte, durch die sich die Architektur von der schlichten Geometrie und dem technologischen Fortschritt des Internationalen Stils entfernte.
Der Stil des rohen Betons
Die wirtschaftlichen wie auch symbolischen und kulturellen Aspekte von repräsentativen und öffentlichen Gebäuden wurden hinterfragt. Es wurde eine Architektursprache gefordert, die Fortschritt und Macht repräsentierte. Und die leicht verfügbar war, im Sinne von Material und Technologie.
Offizielle Kreise wie auch Architekten und Künstler bevorzugten zunehmend Sichtbeton wegen dessen Plastizität und Möglichkeiten, mutige und innovative Formen zu erschaffen. Die brutalistische Architektur und Kunst wurden somit zum Ausdrucksmittel des früheren Jugoslawien, welches Offenheit, Fortschritt und Freiheit propagierte.
Zwischen den 1960ern und 1980ern wurde eine beachtliche Anzahl an öffentlichen Gebäuden wie Kultur- und Gesundheitseinrichtungen, Bürobauten, Fabriken, Hotels, aber auch Schulen, Wohnkomplexen und Denkmälern im brutalistischen Stil quer durchs Land errichtet.
Belgrads brutalistische Ikonen
Endlich wird eine Architekturführung angeboten, die die brutalistische Architektur in Belgrad, der Hauptstadt des früheren Jugoslawiens, behandelt. Das neue Thema erfüllt steigende Nachfragen und unterstützt aktuelle internationale Initiativen, die das Bewusstsein für die Qualität und den Erhalt brutalistischer Architektur stärken.
Die Führung wird Architekturliebhaber nicht kalt lassen. Schuld dafür sind die markanten Erscheinungen und oft symbolische Bedeutungen der Gebäude. Brutalistische Architektur ist quer durch Belgrad verteilt, von den Genex Türmen in Neu Belgrad, die das symbolische Tor an der Westeinfahrt zur Stadt symbolisieren, bis zu dem Osttor, welches in Belgrads Peripherie situiert ist.
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Text von Miodrag Ninić und Vesna Vučinić, von 360Beograd, Guiding Architects Mitglied in Belgrad.
Erstes Bild: “The New Belgrade City Hall, by Branislav Jovin and Stojan Maksimović, 1961-75. Copyright: Relja Ivanić”.
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