Das große Aufräumen auf der Kölner Domplatte
Sobald man den Kölner Hauptbahnhof verlässt, verschlägt es einem die Sprache, denn man steht vor dem hochgotischen Dom, UNESCO Weltkulturerbe, und staunt nur noch. Genauso fassungslos machte allerdings ein Spaziergang über die Kölner Domplatte: Verwahrlosung und bauliche Sperrigkeiten allenthalben. Aber damit ist jetzt Schluss!
Das Gegenteil von gut
Ursprünglich war die Idee ja mal gut gemeint. Fritz Schaller überdeckelte in den 60er Jahren mit einer Platte den Autoverkehr rund um den Dom und widmete das Plateau den Fußgängern. Dort, wo früher Freitreppen zu den Domportalen hinaufführten, breitete sich nun Untergrund aus. Den Dom von seinem Podest zu heben und auf die Stadtebene zu stellen, war eine unerhörte Idee, aber typisch für die Zeit.
Doch die Welt aus Oben und Unten funktionierte immer schlechter. Fritz Schallers Sohn Christian schlug vor, den Bahnhofsvorplatz von Autos zu befreien, die Straße um die Hälfte zu reduzieren und darüber eine neue Treppe zu bauen. Ein Wettbewerb dazu fand nicht statt, denn Christian bestand auf seinem Urheberrecht und erhielt den Auftrag, 2006 war das Ganze fertig.
Würde gewinnen
Die Lage im Osten war noch komplizierter. Zwischen Hauptbahnhof und Domchor – an sich schon eine spannungsgeladene Nachbarschaft – schob sich in den 80er Jahren noch das Museum Ludwig. Allmann Sattler Wappner gewannen 2002 den Wettbewerb zur Umgestaltung des Bereichs, und jetzt endlich können wir Ihnen bei unseren Architekturführungen das Ergebnis zeigen!
Es ist kein extravaganter Entwurf, sondern es ging darum, Substanz wegzunehmen und sämtliche Flächen eindeutig zuzuordnen. Auch hier wurde die Straße von vier auf zwei Fahrspuren reduziert. Diese Entscheidung war eine schwere Geburt in der Domstadt mit ihrer autoverliebten Verwaltung. Die Unterführung ist nur noch 79,70 Meter lang und damit formal kein Tunnel mehr. Innen ist die Durchfahrt weiß ausgekleidet und auch tagsüber beleuchtet. Schaufenster zeigen Exponate der Dombauhütte und des Römisch-Germanischen Museums und statten so den einstigen Unort mit Kunst aus. Am Domsockel ist der unansehnlich gewordene Rohbeton verschwunden, er ist nun durchgehend mit Nagelfluh verkleidet. An der Biegung zum Bahnhof führt eine Treppe mit schwungvoller Geste nach oben. An dieser Stelle lässt sich die ehemalige Topografie des Domhügels am besten nachempfinden.
Auch südlich des Doms wird nach einem Entwurf von Volker Staab Architekten neu gebaut, und für die Nordwestflanke liegt ein weiterer Entwurf von Allmann Sattler Wappner vor. Dies und vieles mehr zeigen wir Ihnen bei unseren Architekturführungen auf der Kölner Domplatte: Endlich liegt dem Dom wieder eine ihm würdige Umgebung zu Füßen, die schon alleine für sich einen Besuch wert ist.
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Text von: Ira Scheibe, von Koelnarchitektur.de, Mitglied von Guiding Architects in Köln.
Erstes Bild: “Allmann Sattler Wappner won the competition for the redesign of this central zone around Cologne’s cathedral in 2002, but it took a while to be finished. Copyright: Marlene Zeltwanger”.
http://www.koelnarchitektur.de/pages/de/news-archive/16959.htm
http://www.allmannsattlerwappner.de/#/de/projekte/detail/217/pics/?page=2
http://bauwelt.de/15.2017_das_Wunder_von_Koeln_Domplatte-2663943.html
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