Die ESO Supernova – Manifestierung eines explodierenden Sterns
Das ESO Supernova Planetarium & Besucherzentrum im Forschungszentrum Garching bei München wurde am 28. April 2018 eröffnet und soll der Öffentlichkeit Astronomie anschaulich und spannend näher bringen.
Das von den Architekten Bernhardt und Partner aus Darmstadt entworfene Gebäude modelliert ein Doppelsternsystem, bei dem ein Stern seine Masse auf den anderen überträgt. Der schwerere Stern wird letztlich als Supernova explodieren und dabei mehr Licht erzeugen, als alle Millionen Sterne unserer Galaxy zusammen.
Die Umsetzung eines solchen gigantischen Naturereignisses in die Architektursprache ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Bernhardt und Partner, die bereits das Haus der Astronomie und das EMBL International Centre for Advanced Training in Heidelberg geplant haben, schöpfen hier aus einem umfassenden Erfahrungspool. Die ESO Supernova ist eine Kooperation der Europäischen Südsternwarte (ESO) mit dem Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) und gleichzeitig eine Schenkung der Klaus Tschira Stiftung (KTS).
Auf einer Ausstellungsfläche von über 2.000 qm, einem hochmodernen digitalen Fulldome Planetarium für 109 Personen sowie Räumlichkeiten für Konferenzen und Workshops können die Besucher spannende Einblicke in die Astronomie gewinnen. Und das kostenlos.
Die extravagante Form der ESO Supernova mit seinen drei oberirdischen Geschossen stellt für alle am Bau beteilten Büros eine große Herausforderung. So besteht das hoch komplexe Ingenieurbauwerk mit seinen 3-dimensional gekrümmten Schalenwänden aus zwei Kernen, die sich beide aus einer Innen- und Aussenschale zusammensetzen. Sie sind mit einem Rampensystem verbunden. Der Rohbau wird anhand eines 3D Modells entwickelt, dessen Umsetzung in 2D Schalplanzeichnungen nur durch eine besondere Systematik möglich ist.
Es wäre kaum ein besserer Ort hierfür denkbar, als die direkte Nachbarschaft zur Hauptverwaltung der ESO. Die Grundrisse des Doppelsterns der Supernova wirken wie eine räumliche Ergänzung zu dem spätexpressionistischen Gebäude, das Fehling und Gogel aus Berlin zwischen 1976 und 1980 gebaut haben. Die konkaven und konvexen Gebäudeformen illustrieren die Methode, Funktionsabläufe in aufregende Räume zu übersetzen.
Das Verwaltungsgebäude wurde 2013 durch einen innovativen Neubau von Auer und Weber Architekten aus München erweitert. Auer und Weber bedienen sich bei ihrem Entwurf ebenfalls der runden Formgebung, wobei die Durchmesser der Bürosegmente und der Aula Bezug auf die Durchmesser der Spiegel der Teleskope nehmen, die von ESO in der Atacamawüste in Chile gebaut werden.
Das neue Planetarium und Besucherzentrum ist inhaltlich, als auch baulich eine wichtige Ergänzung im Forschungszentrum Garching das Institute und Forschungseinrichtungen für über 15.000 Studenten und 6.000 Beschäftigte bietet. Auf einer ca. 3-stündigen Architekturführung stellen Guiding Architects Munich die Vielzahl dieser spannenden Projekte vor.
Die räumliche Komposition zweier explodierender Sternmassen wird sicherlich ein großer Anziehungspunkt sein und nach Außen strahlen, wie die Objekte die sie repräsentieren.
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Text von Claudia Neeser, von Guiding Architects Munich.
Erstes Bild: “View of the ESO Supernova close double-star system by Bernhardt and Partner Architects, Credit Claudia Neeser”.
https://supernova.eso.org/about/
https://supernova.eso.org/about/architecture/?lang=de
https://de.wikipedia.org/wiki/ESO_Supernova_Planetarium_%26_Besucherzentrum
https://www.muenchen.tv/ab-28-04-eso-supernova-planetarium-eroeffnet-in-garching-265299/
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