Düsseldorf hat sein Stadtzentrum repariert
Die Nachbarstadt von Köln hat einen wichtigen Teil ihrer Innenstadt neu erfunden. Oder besser gesagt: wiedergefunden. Als Düsseldorf in der Nachkriegszeit von einer unbedeutenden Provinzstadt zur Hauptstadt der bevölkerungsreichsten Region in Deutschland wuchs, war für die Stadtplaner der PKW das Maß aller Dinge. Und so ragten seit 1962 zwischen der berühmten Einkaufsstrasse Kö-Allee und dem Hofgarten die Beine des sogenannten „Tausendfüßlers“ in die Höhe.
Diese Stadtautobahn wurde 2013 abgerissen, und die freiwerdenden 13 Hektar wurden auf der Grundlage historischer Pläne neu beplant. Neben den beiden historischen Ikonen Dreischeibenhaus und Schauspielhaus stellen die neuen „Kö-Bögen“ I und II elegant und spannungsreich die Kontinuität in der City zwischen Kö und Hofgarten wieder her und lassen die Qualitäten der Gartenstadt Düsseldorf des 19. Jahrhunderts aufleben.
Historische Ikonen – Düsseldorf
Mit dem Hochhaus von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg kam 1960 die amerikanische Moderne an den Rhein. HPP Architekten haben 2014 eine intelligente Sanierung dieses Symbols des Wirtschaftswunders durchgeführt. Als denkbar größten Kontrast zu der aufstrebenden Großform baute 1969 Bernard Pfau nebenan Schauspielhaus aus aufeinander geschichteten, konkav und konvex geschwungenen, geschlossenen weißen Flächen.
Den ersten neuen Bauabschnitt am Kö-Bogen markieren die beiden Büro- und Geschäftsgebäude von Daniel Libeskind. Sie folgen dem Bogen des Kö-Grabens zum Landskrone-Teich und stellen mit einer Erweiterung des öffentlichen Raums und der Einbindung von Landschaftselementen die Verbindung von Geschäftszentrum und Hofgarten her. Die Fassaden aus unterschiedlich breiten, vertikal und diagonal angeordneten Travertin- und Glaspaneelen und Aluminiumlamellen sind mit bepflanzten und durchfensterten Einschnitten aufgebrochen.
Europas größte Grünfassade
Ein Projekt von Ingenhoven Architects vollendete 2020 den zweiten Bauabschnitt des Kö Bogens. „Europas größte Grünfassade“ umhüllt einen Geschäfts- und Bürobaukörper, der terrassenartig angelegt und mit über 30.000 Hainbuchen bepflanzt ist. Diese heimische Pflanzenart ist sehr resilient und daher für diesen Standort besonders geeignet. Das zweitgeteilte Gebäude besteht aus dem fünfgeschossigen Haupt- und einem kleineren Nebengebäude mit einem schrägen Dach, das begehbar ist. Sie rahmen gleichsam ein Tal, das den neuen südlichen Zugang zum Gustaf-Gründgens-Platz bildet. Auf insgesamt 42.000 qm mischen sich Einzelhandel, Gastronomie und Büroflächen.
Die Fachexkursionen on architektouren.koeln zeichnen nach, wie der Stadt Düsseldorf die erfolgreiche Reparatur ihres Zentrums gelingen konnte und bieten außerdem spektakuläre Ein- und Ausblicke in und auf Architekturen.
Text: Ira Scheibe, ArchitekTourenKöln
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