Erlenmatt – ein Areal wird umgenutzt
Im Nordwesten der Stadt Basel ist auf dem ehemaligen Areal der Deutschen Bahn AG ein neues Quartier mit über tausend Wohnungen entstanden. Die Beteiligung der Bevölkerung und des Gewerbes an einem intensiven Mitwirkungsprozess wurde seit der Stilllegung vorangetrieben und hat zu einer Reihe von europaweit angesehen Projekten geführt. Bestehen geblieben ist die Bahnkantine und ein Silo, das umgenutzt und von Harry Gugger Studio zu einem innovativen Haus der Begegnung umgebaut wurde.
Die Eigentümerin des innovativen Teil Erlenmatt Ost ist die Basler Stiftung Habitat. Sie gab den Grund teilweise im Baurecht an verschiedene Genossenschaften ab, welche sich mit zukunftsweisenden Projekten für die Erstellung von 300 Wohnungen bewerben konnten.
Seit 2016 ist dort ein autofreies, lebendiges Wohnquartier entstanden, das den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft folgt, Raum für neue Wohnformen bietet, sowie öffentliche, soziale und gewerbliche Nutzungen integrieren wird.
Vom Lagergebäude zum innovativen treffpunkt
Das direkt an der Bahnlinie gelegene Silogebäude der Basler Lagerhaus AG, in dem Güter wie Kaffeebohnen und Korn gelagert wurden, sollte erhalten bleiben und gemäss dem entwickelten Regelwerk zum Bereich der öffentlichen Nutzung zählen.
Der Silo sollte als öffentlicher Anziehungspunkt eine besondere Stellung in Erlenmatt Ost einnehmen. Ein Hostel, ein Restaurant und zahlreiche Ateliers finden heute darin Platz. Reisende werden eine unkonventionelle Siedlung mit diversen Wohnformen, innovativem Wohnraum für Studierende und sogar einem Nullenergiehaus entdecken.
Schlafen im neuen Gewand
Mit dem Umbauprojekt Silo Erlenmatt haben die Architekten von Harry Gugger Studio die Eigenheit des Stelzenbaus aus dem Jahre 1912 ausgenutzt und möglichst wenig an der Struktur des filigranen Betonbaus verändert. Dieses Vorgehen war insbesondere der Nachhaltigkeit geschuldet.
Nur dort, wo es für die neue Nutzung nötig war, wurden neue Böden für die Büros und die Hostelzimmer einbetoniert oder Öffnungen aus den bestehenden Kammern herausgeschnitten. Die alten Silotrichter sind von oben sichtbar und leer belassen worden und die Wände wurden nur seitens der Zimmer mit Akustikziegeln belegt.
Zwei neu eingebaute, asymmetrische Treppenhauskerne in sauber ausgeführtem Sichtbeton führen heute auf beiden Seiten des Gebäudes in Ebenen, in denen früher nicht einmal Mäuse anzutreffen waren. Acht Mehrbettzimmer im Obergeschoss wie acht Doppelzimmer im Dach nehmen jeweils ein bahnseitiges Rasterfeld ein und verfügen über eine kontrollierte Lüftung.
Das Leuchtturmprojekts Silo Erlenmatt wird sinnbildlich heute von TALENT betrieben, einem Verein verschiedener Vertreter der Basler Gastronomie und Hotellerie, der junge Berufsleute fördert.
Text by: Claudia Frigo Mallien, ARCHiTOUR
Bitte erklären, warum der Silo Erlenmatt ein Stelzenbau ist. Ist das schweizerisch? Stelzen sind in Österreich Tragelemente, die etwas hochheben, wie wir sagen, „aufständern“.