Erneut in Graz: der Wunsch nach innovativen Wohnformen
Einst kamen sie in Scharen nach Graz, um die Wohnbau-Experimente des Modell Steiermark zu besichtigen: jede Architekturfakultät im deutschsprachigen Raum schickte ihre Studenten zur Pflichtexkursion in die Stadt, in dem die Erforschung neuer Wohnformen ausdrücklich erwünscht war. Unterstützt und gefördert durch politischen Willen und eine Regierung, die als konservativ galt, aber damals weltoffen und reformfreudig war. Sozialer Wohnungsbau, der gefördert wird in der Steiermark, durfte etwas besonderes sein, und die gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften, die allein Fördermittel beanspruchen können, mussten sich an die Vorgaben der Landesregierung halten, zum Beispiel offene Wettbewerbe für Bauten mit mehr als 50 Wohnungen.
Die goldenen Jahre
Das war in den 1970-Jahren und diese „goldene“ Zeit für innovativen Wohnungsbau dauerte mehr als 15 Jahre an. Unzählige Architekturwettbewerbe wurden im ganzen Land abgehalten und auch noch nicht arrivierte Architekten eingeladen, ihre Ideen einzubringen. Ein Regierungswechsel brachte die Wende und damit wiederum einen Wohnungsbau, der wie in den Nachkriegsjahren weitgehend Business as usual war. Nach einigen „dürren“ Jahren begannen Architekturbüros, sich zu emanzipieren und gründeten eigene Bauträger-Abteilungen, um ihre Ideen zur Verbesserung des Wohnungsbaues selbstständig umsetzen zu können.
Zeit für neue Innovationen im Wohnen
Wohnbau-Experimente sind wieder eine Reise nach Graz wert – am besten mit professioneller Architektur-Tour. Der Wohnungsbau boomt in der stark wachsenden, zweitgrößten Stadt Österreichs und an allen Ecken gibt es interessante neue Wohnbauten und Wohnquartiere zu besichtigen. Der Markt erlaubt, auch ohne Fördermittel Wohnungen zu bauen – frei finanziert. Da entwickelt ein Architekturbüro namens Pentaplan seit Jahren das Areal einer ehemaligen Ziegelei zu einem grünen Wohnquartier mit einem bunten Mix an Wohntypen. In Alphawolf im Stadtteil Andritz findet man Etagenwohnungen, Reihenhäuser, Hofhäuser und mehr – experimentell entwickelt. Und sehr gut angenommen von Wohnungssuchenden.
Nun hat dieses Architekturbüro eine neue Interpretation des in Graz sehr verbreiteten Wohnblocks der Gründerzeit (1860 – 1910) gewagt. Die Übung ist gelungen, „Die Eggenberge“ sind ein aufregender Mix von Wohnungen, viele von ihnen mit großen, uneinsehbaren Terrassen. Und das an einer Straßenkreuzung und zwei weiteren kleinen Zufahrtsstraßen – bei den Häuserblöcken der Gründerzeitviertel, die heute noch begehrte Wohnquartiere in der Studentenstadt Graz sind.
Auch Sozialer Wohnungsbau darf in Graz wieder innovativ sein. Mit geringen Mitteln hat die Stadt den österreichweit ersten fünfgeschossigen Wohnungsbau aus Holz bauen lassen. Die Mieter (sie werden von der Stadt zugewiesen) merken von dieser Limitierung garantiert nichts. Sie wohnen genauso komfortabel wie jene, die sich eine der neuen, ambitioniert gebauten Wohnungen, die gerade jetzt wieder in Graz entstehen, kaufen können.
Text by Karin Tschavgova
Ich wusste gar nicht, das Graz das Mekka für Architektur im sozialen Wohnungsbau ist. Unser Architekt in Quickborn hat uns auch ganz tolle Häuser gezeigt. Manches lässt sich auch mit überschaubarem Budget realisieren. Die eintönigen Nachkriegsbauten sind heutzutage ja auch nichts mehr wert.
Was für ein hilfreicher Artikel zum Thema seniorenwohnungen! Das ist alles echt gut zu wissen. Die Informationen werde ich mir zu Herzen nehmen für die Zukunft.