Fondaco dei Tedeschi in Venedig: einst Sitz der deutschen Kaufleute, heute Luxuseinkaufszentrum
Der „Fondaco dei Tedeschi“ war der ehemalige Handelssitz der deutschsprachigen Kaufleute in Venedig und wurde seit seiner Erbauung im 13. Jh mehrmals umgebaut, bis das Gebäude dann in der Nachkriegszeit als Hauptpost genutzt wurde.
Im Jahr 2008 erwarb die Firma Benetton das Gebäude von der Stadt Venedig und beauftragte Rem Koolhaas, den Umbau in ein Einkaufszentrum zu planen.
Eine erste Planung von OMA wurde jedoch nicht freigegeben, da sie den verbindlichen Vorgaben und Richtlinien des Denkmalschutzes nicht entsprach. Sie musste von Grund auf überarbeitet werden.
Geschichte in Schichten
In der neuen und schließlich auch genehmigten Fassung wurden die Rolltreppen, die den Hof durchquerten – und die einer der kontroversen Aspekte der Planung waren – in das Innere des Gebäudes verlegt. Die große Dachterrasse wurde in kleineren Dimensionen angelegt. Im Inneren zeigt der fertig gestellte Bau die vielfältigen Schichten, die das Gebäude prägen, wobei sich die neuen Eingriffe in Form und Materialität kontrastierend vom Bestand absetzen.
Koolhaas wollte seine Planung aber nicht nur auf die Hülle, die Rolltreppen und weiteren vertikalen Verbindungen beschränken, sondern auch den kompletten Innenausbau planen. Der neue Betreiber, das asiatische Unternehmen DFS, einer der größten Betreiber von Duty-Free-Shops, beauftragte dagegen den englischen Architekten Jamie Fobert für die Innenausstattung.
Neues Leben in großer Formen- und Farbenvielfalt
Im Unterschied zu Rem Koolhaas hat sich Fobert jedoch nicht an das Prinzip gehalten, den Bestand klar von den neuen Eingriffen zu unterscheiden, und somit gab es bei der Gestaltung der Räume keine Grenzen in der Material- und Formwahl.
Es ist schwierig, sich alle Materialien zu merken: Kupfer, Messing, Stahl und Aluminium als Metalle, die verschiedensten Arten und Farben von Marmor, unterschiedlichste Holzfurniere und Massivholzelemente, Textilien, verschiedene Putzfarben und Glas und Leuchter aller Art. Die gleiche Vielfalt gibt es bei den Formen: Die Teile der Inneneinrichtung sind rund, eckig, gekurvt, gestuft, gestaffelt oder frei dekonstruiert.
Alles für den Luxus
Wer sich aber durch die vielen Waren, die schicken Uhren, Taschen, Brillen, Kleider und Schuhe nicht ablenken lässt und es schafft, bis zum obersten Geschoß hochzusteigen, der wird belohnt! Von der Dachterrasse genießt man einen der schönsten Ausblicke auf die herrliche Harmonie der vielfältigen alten Bauten, der Kirchtürme und der Kuppeln von San Marco, auf die Rialto-Brücke aus einer ungewöhnlichen Perspektive und die Palazzi am Canal Grande. Und dabei sollte man ruhig bedenken, daß viele dieser Gebäude zu ihrer Entstehungszeit als zu übertrieben und prunkvoll angesehen wurden!
•
Text von: Clemens F. Kusch, für Movenice, Guiding Architects Mitglied in Venedig.
http://oma.eu/projects/il-fondaco-dei-tedeschi
http://www.archdaily.com/789024/omas-fondaco-dei-tedeschi-department-store-is-revealed-in-venice
http://jamiefobertarchitects.com/work/fondaco-dei-tedeschi/
http://www.vogue.com/article/venice-shopping-mall-t-fondaco-dei-tedeschi
JA ;
DAS WAR MAL VENEDIG;
PRUNK DEKADENZ FUTURE WASSER OHNMACHT SCHÖNHEIT