Guiding Architects @Home – Diese Woche: Willem Bruijn von onehundredyears
Hier kommt die zehnte Folge unserer neuen Interviewreihe. Dieses Mal teilt Willem Bruijn von onehundredyears in Bregenz / Vorarlberg seine Tips mit uns.
1. Leer
Für gewöhnlich sind viele attraktive Plätze und Gebäude von Einheimischen und Touristen überlaufen, und wir neigen daher dazu, sie aus unserem Alltag auszublenden. Doch nun sind unsere Städte plötzlich leer.
Welche architektonisch und städtebaulich interessanten Orte würdest Du nun bei Euch am liebsten erkunden?
Meine Stadt ist ein Land: Willkommen in Vorarlberg, zwischen dem Bodensee und den mehr als 3000 Metern hohen Alpen.
Und bitte machen Sie sich keine Sorgen, soziale Distanz ist in unseren Tälern und Bergen selbstverständlich. Vorarlberg bietet Ihnen viel Freiheit. Genießen Sie Architektur und Kultur in einer großartigen, natürlichen Umgebung.
Architektur prägt das Land. Erleben Sie hier, wie die Zukunft des Alten zu einer neuen Zukunft wird. Die moderne Architektur, das klare Design in Vorarlberg und die damit verbundenen mutigen Rechte gehen auch Hand in Hand mit der Tradition der Baukultur und des Handwerks in diesem Land.
2. Virtuell
In Zeiten der Quarantäne können wir vom Mobiltelefon aus binnen weniger Sekunden rund um den Globus reisen und dank detaillierter Luftbilder und Straßenaufnahmen ungeahnte Einblicke erhalten.
Kannst Du ein Beispiel nennen für eine durch die Sicht vom Himmel determinierte Architektur an Deinem Standort?
Von oben, vom Berg oder aus der Pfänder Seilbahn zieht es die Aufmerksamkeit auf sich: Ein strahlender Würfel am Bodensee. Architekt Peter Zumthor:
„Das Kunsthaus steht im Licht des Bodensees. Sein Körper ist aus Glasplatten, Stahl und einer Steinmasse aus gegossenem Beton gebaut, die im Innern des Hauses Struktur und Raum bildet. Von außen betrachtet wirkt das Gebäude wie ein Leuchtkörper. Es nimmt das wechselnde Licht des Himmels, das Dunstlicht des Sees in sich auf, strahlt Licht und Farbe zurück und lässt, je nach Blickwinkel, Tageszeit und Witterung etwas von seinem Innenleben erahnen.“
3. Revitalisiert
In vorangehenden Krisen hat stets die ältere Generation unseren Jungen helfen müssen. Jetzt ist es genau umgekehrt.
Wie geht man in Deiner Stadt mit alter, brachliegender oder verlassener Bausubstanz um?
Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald – eine Kultur, die aus der Vergangenheit kommt, in der Gegenwart wirkt und in die Zukunft strahlt.
Die Baukultur des Bregenzerwaldes ist international bekannt. Sie verbindet traditionelle Handwerkskunst mit zeitgemäßer, qualitätsvoller Architektur. Wichtigste Bauaufgabe ist die Umnutzung alter Bauernhäuser zu Wohnhäusern. Wir besuchen die besten realisierten Umbauten, beschäftigen uns mit der Besonderheit dieser Entwurfsaufgabe, mit der Geschichte des Haustyps und dem sozio-ökonomischen Hintergrund ländlicher Baukultur.
4. Versteckt
Als Guiding Architects warten wir sehnsüchtig auf den Moment, ein dem wir erneut die geheimen Orte unserer Städte besuchen und mit unseren Gästen teilen können.
Kennst Du ein Projekt in Deiner Stadt, das man auf den ersten Blick nicht wahrnimmt.
Die Theodul-Kapelle auf der Niedere: ein perfekter Aussichtsplatz, mit Blick über den nördlichen Bregenzerwald und bis zum Bodensee.
Man sieht sie nur beim genauen Hinschauen: Die silbergraue, vor einigen Jahren neu gebaute Theodul-Kapelle steht in 1.600 Metern Höhe an einer Bergkante auf der Niedere.
Die Niedere erhebt sich im Bregenzerwald zwischen Andelsbuch und Bezau. Dank des sensationellen Panoramablicks vom weitgestreckten Bergrücken ist sie ein beliebter Wanderberg. Von hier aus sieht man Berge und den Bodensee. Manchmal ist es ganz ruhig rundum den Holzbau, manchmal versammeln sich hier startbereite Paragleiter.
5. Wertvoll
Plötzlich sind wir gezwungen, innezuhalten und auf alles Unnötige zu verzichten. Unsere Umwelt bekommt eine Verschnaufpause, und wir können uns endlich auf das Wesentliche konzentrieren.
Kannst Du ein Projekt in Deiner Stadt vorstellen, das auf besondere oder ungewöhnliche Art mit dem Thema Nachhaltigkeit umgeht?
Visionäres Denken für die Zukunft: Ein universeller Prototyp. Ein globales Vorbild. Was kann der Mensch regeln, wenn man in einem funktionsneutralen Haus auf alle Anlagen für Heizung, Lüftung und Kühlung verzichtet? Die Antwort heißt 2226 und steht im Millennium Park Lustenau.
Ein Gebäude als erlebbarer Teil seiner Umgebung. Mehr als einfach nur Architektur. Und ein nicht willkürlich ausgesuchter Name: im 2226 herrschen konstant zwischen 22 und 26 Grad. Als Wärmequellen im Haus dienen jene, die sowieso anwesend sind: die Nutzer selbst – jeder Mensch hat eine Wärmeabstrahlung von durchschnittlich 80 Watt – sowie die Beleuchtung, Rechner, Kopierer und selbst Kaffeemaschinen.
Das 2226 beeindruckt. Durch Reduktion, geringere Baukosten, geringe Energiekosten, natürlicheres Klima und somit mehr Wohlbefinden.
lieber willem bruijn,
vielen dank für 3 erlebnisreiche tage in vorarlberg, ausgefüllt mit dem erleben von wohltuenden projekten und menschen, alles bestens recherchiert, organisiert und
auf wohltuende weise nähergebracht.
wie kurz angesprochen, falls du es nicht schon kennst, eine lohnende lektüre zur nach-
lese, haupsächlich von historischer bausubstanz, mit zahlreichen abbildungen:
– denkmal guide vorarlberg – band 1 – 6, http://www.bucherverlag.com.
aus vorfreude auf die reise habe ich mir alle 6 bände zugelegt.
viel erfolg bei deinen projekten, beste grüße
wilhelm kasten
lieber willem bruijn,
vielen dank für 3 erlebnisreiche tage in vorarlberg, ausgefüllt mit dem erleben von
wohltuenden projekten und menschen, alles bestens recherchiert, organisiert und
auf wohltuende weise nähergebracht.
wie kurz angesprochen, falls du es nicht schon kennst, eine lohnende lektüre zur
nachlese, haupsächlich von historischer bausubstanz, mit zahlreichen abbildungen:
– denkmal guide vorarlberg – band 1 – 6, http://www.bucherverlag.com.
aus vorfreude auf die reise habe ich mir alle 6 bände zugelegt.
viel erfolg bei deinen projekten, beste grüße
wilhelm kasten