Ein Tag in Hamburg – wir entdecken die Elbphilharmonie
Am letzten Samstag zeigt sich das Wetter in Hamburg von seiner besten Seite. Bei sommerlichen Temperaturen waren knapp sechzig Gäste unter anderem aus Zürich, Lugano, Graz, Salzburg, Aachen und Berlin nach Hamburg gekommen. Die gut gelaunt Gruppe aus Architekten und Architekturinteressierten traf sich um fünf Uhr am Infocenter der HafenCity, dem Kesselhaus.
Torsten Stern, der Inhaber von a-tour, begrüßt die Gruppe und gibt einen kleinen Überblick über die historische Stadtentwicklung. Dann geht es an das Stadtmodell, wo den insbesondere die städtebaulichen Leitideen der HafenCity erläutert werden. Die HafenCity ist das größte stadtentwicklungspolitische Vorhaben in Hamburg. Durch einen schrittweise angelegten Planungs- und Realisierungsprozess sollen ca. 157 ha Hafenflächen unmittelbar im Süden der Hamburger Innenstadt umstrukturiert werden. Auf ca. 127 ha Landflächen entstehen, nur 800m vom Rathaus entfernt, neue Gebäude mit insgesamt etwa 2,7 Mio. Quadratmetern Bruttogeschossfläche -Wohnungen für 12.000 bis 14.000 Einwohner und Dienstleistungsflächen für mehr als 45.000 Arbeitsplätze. Dieser neue Teil der Innenstadt wird diese um 40% vergrößern. Eine einmalige und historische Chance für die Stadt Hamburg, die sich nun wieder zur Elbe orientiert.
Über den Sandtorkai und die Pontons im Hafenbecken vis a vis der Magellan-Terrassen spaziert die Gruppe dann zur Elbphilharmonie. Sie ist schon nach einem Jahr das neue Wahrzeichen von Hamburg und bereits eine Ikone der zeitgenössischen Architektur.
„Die Entstehungsgeschichte“
Torsten berichtet über die holprige Entstehungsgeschichte, die sich heute, rückblickend betrachtet, fast schon wie das Drehbuch zu einer geplanten Inszenierung liest. Von tollen Ideen, die als Geschenk –für die Stadt kostenlos- und in kürzester Bauzeit realisiert werden sollen, Streitigkeiten über Kosten, Baustillstand und ein Happy End das seines gleichen sucht.
Von außen erfahren die Teilnehmer zunächst alles Wissenswerte über die Architektur, das Gebäude und die Fassade. Geplant wurde die Elbphilharmonie, das wusste natürlich jeder schon, vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron.
Der Sockelbau der Elbphilharmonie wurde als Kaispeicher A von 1963 bis 1966 errichtet, Architekt war seinerzeit Werner Kallmorgen. In der Funktion als Stückgutumschlag von Tee, Tabak und Kakao hatte er mit der Zunahme der Containerschifffahrt bald ausgedient.
Die Fensterelemente des Neubaus wurden mit etwa 500 verschiedenen Druckmustersieben bedruckt. Die Punktebedruckung variiert je nach Funktion des Raumes und Ausrichtung am Gebäude und wurde präzise genau berechnet. Es gibt zwei verschiedene Punktefarben: Die grauen keramischen Siebdruck-Punkte reduzieren die Sonneneinstrahlung, die Chrompunkte erzeugen verstärkte Spiegeleffekte an der Außenfassade.
Anschliessend fahre alle mit der Tube vom östlichen Vorplatz zum westlichen Balkon. Hier erfahren die Teilnehmer, dass das Panoramafenster kein Geländer hat, um die Gemäldefunktion mit wechselnder Aussicht noch mehr zu betonen. Dieses Fenster wurde bereits unter Werner Kallmorgen für den Kaispeicher A konzipiert. An dieser Stelle sollte die Kaffeeklappe für die Hafenarbeiter untergebracht werden. Sie hätten hier während ihrer Mittagspause den Elbblick genießen sollen.
„Besuch der Plaza“
Nach kurzem Stopp setzen wir die Tour fort auf die 37m hoch liegende Plaza, von der sich ein spektakulärer Blick über die Stadt und auf den Hafen zeigt. Die Besonderheit der Elbphilharmonie ist die einzigartige Verbindung von Architektur, Lage und Musik: Ihre herausragende Architektur, ihre Verortung am Wasser direkt im Hamburger Hafen und ihr vielfältiges Konzert- und Musikvermittlungsprogramm.
Besonders ist auch die Sichtachse die die Verbindung zwischen der Innenstadt im Norden und dem Hafen im Süden erzeugt. Auf der Stadtseite ist der Gewölbeausschnitt steil gestaltet, als Referenz an die Kirchtürme Hamburgs, welche die Stadtsilhouette maßgeblich prägen. Auf der Hafenseite ist der Gewölbeausschnitt entsprechend flach und breit, als Referenz an die Hafenarchitektur.
Selbstverständlich erfahren alle auch die akustischen Besonderheiten. Großer wie Kleiner Saal sind akustisch autonom vom Rest des Gebäudes, also vom Rest des Gebäudes schallentkoppelt: Beim Großen Saal gibt es zwei Entkoppelungsschalen. Zwischen den Schalen befinden sich 362 Stahlfederpakete. Die Schalen berühren sich nicht, so dass sie den Schall nicht weiterleiten können. So sind beispielsweise Schiffshörner sowie Schiffsschrauben-Geräusche im Saal nicht hörbar. Zudem sollen keine Geräusche aus den Wohnungen oder den Hotelzimmern in den Konzertsaal dringen und umgekehrt.
Yasuhisa Toyota war für die Akustik der Konzertsäle der Elbphilharmonie verantwortlich. Alle Ränge und Freiflächen im Großen Saal sind mit der sogenannten „Weißen Haut“ aus etwa 10.000 Gipsfaserplatten überzogen, die nach Computerberechnung individuell gefräst wurden. Jede Platte ist ein Unikat und garantiert durch die präzise Streuung und Reflexion des Schalls die herausragende Akustik des Saals.
Author: Torsten Stern
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