Kanal: Brüssel findet zurück zum Wasser, angetrieben durch Kunst und Architektur
Am Kanal geht es weiter
Städte haben sich seit jeher an Flüssen angesiedelt, sind dort gewachsen und haben Wasser benötigt, um sich zu entwickeln. Brüssel war da keine Ausnahme, abgesehen davon, dass der schmale Fluss Zenne für die Ambitionen der Stadt bald unzureichend wurde. Im Laufe der Jahre wurden Kanäle für eine verbesserte Navigation und industrielle Entwicklung angelegt, was letztendlich zum Hingang des Flusses führte, der in unterirdischen Tunneln verschwand. Indem man die langjährige Beziehung zu den Wasserstrukturen wiederherstellt, die der Stadtentwicklung zugrunde lagen, wird die Umwandlung des wichtigsten Industriekanals langsam aber sicher vorangetrieben.
Nachdem mehrere kulturelle Highlights eröffnet wurden, wie das MIMA (Millenium Iconoclast Museum of Art), neue Unterkünfte wie das Hotel Belvue oder das Meininger Hotel und innovative Standorte wie die Sozialwirtschaftsplattform Recy-K, wird der Umbau des Kanals ständig fortgesetzt. Einer der Meilensteine ist dabei die Realisierung des Museums für zeitgenössische Kunst und Architektur. Es wird die Vielzahl der bereits bestehenden Institutionen ergänzen, die vielen künstlerischen Disziplinen gewidmet sind, von der Musik (MiM) bis zum Design (MAD).
Einst wurden Autos hergestellt, jetzt Kunst und Architektur gefördert
In diesem Zusammenhang wurde 2015 ein multidisziplinäres Expertenteam zur Begleitung der Region Brüssel benannt, die das ehemalige Citroën Gebäude gekauft hat. Als Ergebnis ihrer Arbeit schlagen die Experten vor, in der ehemaligen Garage und im Showroom von Citroën einen Ort für kulturelles Schaffen und eine kreative Plattform anzubieten. Das Gebäude, von Maurice-Jacques Ravazé, Alexis Dumont und Marcel Van Goethem im Rahmen der Weltausstellung von 1935 entworfen, ist ein Musterbeispiel für den Zwischenkriegsmodernismus. Es nimmt einen ganzen Stadtblock ein; seine funktionalistische Logik entwickelt einen klaren Grundriss mit einem Showroom mit Blick auf die Stadt und Werkstätten entlang der Kais am Kanal.
In einem internationalen Wettbewerb wurde der gemeinsame Beitrag von noAarchitecten, EM2N und Sergison Bates Architekten einstimmig zum Siegerteam gewählt. Unter dem Namen KANAL – Centre Pompidou wird das Projekt ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, die CIVA Foundation (Centre International pour la Ville, l’Architecture et le Paysage) und neue öffentliche Räume zusammenbringen. KANAL wurde im Jahr 2018 vorübergehend vorrübergehend, bis Herbst 2019, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Arbeiten werden bis zur offiziellen Eröffnung im Jahr 2022 so eingetaktet, dass zeitlich begrenzte kulturelle Aktivitäten stattfinden können. Das Siegerprojekt gefällt mit seiner vielgelobten Integration in die Umgebung, zum Beispiel indem es sich zu allen Seiten hin öffnet. Es hofft, „eine Bühne für Brüssel“ zu sein, und wenn dies gelingt, wird vielleicht sogar der übertunnelte Fluss nicht mehr vermisst.
Text: Archipentage
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