Leerstand und Zwischennutzung in Wien
In Wien werden immer häufiger Leerstände einer Zwischennutzung zugeführt, um für Kreativität Raum zu schaffen oder um Neues zu testen. Die Belebung von Immobilien durch Kurzzeitvermietung, die Steigerung der Bekanntheit des Ortes und die Möglichkeit der Potenzialentfaltung für kreativ Arbeitende sind positive Effekte, die Immobilieneigentümer*innen vermehrt erkennen und schätzen lernen.
Dieses Jahr im September plant das Wiener Kunstformat „Parallel Vienna – Art Fair“, das ehemalige Gewerbehaus der Wiener Handelskammer, das 1954 von Architekt Carl Appel errichtet wurde, zu bespielen. Das Gebäude steht aufgrund des Umzugs in einen Neubau seit über einem Jahr leer. Das schön gestaltete Entree mit großzügiger Treppenanlage und der große Vortragssaal sind architektonische Highlights. In den oberen Stockwerken, wo mittlerweile ein Teil vom „Neuen Wiener Kunstverein“ mit einer Galerie bespielt wird, bietet sich durch die markante, leicht erhöhte Lage ein grandioser und einzigartiger Ausblick in Richtung des ersten Bezirks. Eine Sanierung und Adaptierung der ehemaligen Büroräumlichkeiten für ein Hotel ist durch einen Immobilienverwerter geplant.
Seit kurzem erfährt das ehemals als Geriatrie genutzte Sophienspital in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof, nach drei Jahren Leerstand eine Neubelebung. Der erst 1999 errichtete langgezogene Querriegel von Architekt Martin Kohlbauer wird für ca. ein Jahr für Ateliers und Co-Working-Spaces zwischengenutzt, bevor er 2021 abgebrochen und durch einen Wohnbau ersetzt wird. Auf der ca. 400m2 großen Dachterrasse betätigen sich ambitionierte Gärtnergruppen und testen, welche Bepflanzungen mit Nutz- und Zierpflanzen in dieser exponierten und anspruchsvollen Lage am Besten gedeihen.
Jedes Projekt ein Unikat
Eine erst kürzlich ins Leben gerufene Zwischennutzung eines stillgelegten Parkdecks im 16. Wiener Gemeindebezirk namens „Garage Grande“ lässt Spannendes erwarten. Neues soll hier ausprobiert und kreative Ideen zu Themen wie Stadtklima und Begrünung erarbeitet, sowie mit Kunst- und Kulturevents abgerundet werden.
Jedes Bauwerk und jedes Setting sind für sich einzigartig, aber immer ist Zwischennutzung eine hochkomplexe Aufgabe und man kann von den Erfahrungen der anderen lernen. Architectural Tours Vienna kennt die lokalen Akteur*innen und kann den Erfahrungsaustausch organisieren.
Durch eine Zwischennutzung können Leerstände für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar sowie Baukultur erlebbar gemacht werden. Die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit dieser Projekte macht das Erlebnis des Einblicks zu etwas sehr Speziellem.
Text: Lia Röck, Dipl.-Ing. MSc
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