Das Lysbüchelareal behauptet sich
Wir bleiben mit unserem Blog im Nordwesten der Stadt Basel, am linken Ufer des Rheins, wieder nahe der Landesgrenze – diesmal zu Frankreich – und nahe der Elsässer Bahnlinie mit dem Bahnhof St. Johann. Seit der unterirdischen Verlegung der Nordtangente von 2007 sind auch hier grossflächige städtebauliche Potentiale entstanden. Erst realisierte man 2008 entlang der freigewordenen Fläche der unterirdischen Fahrbahn die drei Wohngebäude Volta West, Mitte und Zentrum mit insgesamt 300 Wohnungen im höheren Preissegment. Die Veränderung im danebenliegenden attraktiven Campus Novartis schuf neue Arbeitsplätze und zog junge, zahlungskräftige Bewohner ins Quartier.
Ganz im Sinne der inneren Verdichtung soll nun auf dem bisher gewerblich genutzten 11.6 ha grossen Areal Volta Nord eine durchmischte, lebendige und zukunftsgerichtete Erweiterung des bestehenden Wohnquartiers St. Johann entstehen. Mit der heutigen Bezeichnung Lysbüchel Areal behauptet sich das Quartier als eigenständiger Stadtteil. Es soll Wohnraum für 1500 bis 2000 Einwohner entstehen, davon mindestens ein Drittel preisgünstig, aber auch 2000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Umnutzungen
Ein grosser Teil des Areals wurde von der Stadt erworben. Passend zum Standort betrieben die vorherigen Besitzer ein Verteilzentrum mit 7 Bestandsgebäuden, die zum Teil äusserst grosse Gebäudetiefen haben. Ein längliches Lagergebäude aus den 50er Jahren wurde von Itten + Brechbühl AG umgenutzt und aufgestockt, und ist nun seit 2020 als Primarschule mit Doppelkindergarten und Tagesstruktur in Betrieb.
Auch bei der Umnutzung der dahinterliegenden Grossbäckerei zum neuen Kultur- und Gewerbehaus ELYS waren Nachhaltigkeit und Suffizienz ein Anliegen. Das Baubüro Insitu schafft mit einem neuen Innenhof eine Lichtquelle und erstellt diesen, ebenso wie die Hauptfassade vorrangig aus wiederverwendeten Baumaterialien.
Kooperativen im vielfältigen Kleinquartier Lysbüchel Süd
Wieder ist es die nachhaltige Stiftung Habitat, die im Süden des Areals 12’400m2 Land kauft und dieses im Baurecht abgibt. Auf drei Parzellen realisieren sie selber unterschiedliche Arten von Wohnungsbau. 65 Wohnungen werden aktuell von Esch Sintzel Architekten aus Zürich in einem umgenutzten Weinlager eingebaut. Eine grosse, überdachte Dachterasse sowie eine ‘Rue intérieure’ fördern das gemeinschaftliche Leben.
Daneben erstellen zumeist neugegründete Wohnbaugenossenschaften in einer Blockrandbebauung auf 12 von insgesamt 14 Parzellen nachhaltigen Wohnraum. Sie folgen damit einem von der Metron AG entwickelten städtebaulichen Konzept. Die Parzellen sind gemäss der Stiftung so klein, dass möglichst vielfältige Hausgemeinschaften und Nachbarschaften entstehen können. Zudem sollte die Energiebezugsfläche pro Person auf max. 45m2 begrenzt sein. Verschiedene Bauweisen in Lehm, Holz oder Kalksandstein sind nun ebenso vielfältig wie die Bewohner.
Text: Claudia Frigo Mallien, ARCHiTOUR
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