Madrid Río: Von Politikern, Architekten, Tunnel-Maschinen und Pinienbäumen
Was geschieht, wenn ein Politiker, der als Stadtpräsidentschaftskandidat versprochen hatte die 8-spurige Stadtautoahn M30 dem Fluss Manzanares entlang unter den Boden zu verlegen, die Wahlen gewinnt und unverzüglich beginnt, ungeachtet der üblichen Stadtplanungsverfahren, sein Versprechen einzulösen?
Es scheint logisch, dass die Pläne des neuen Stadtpräsidenten, ein konservativer und neoliberaler Politiker, bei den Fachleuten in Sachen Architektur und Stadtplanung Misstrauen und heftige Opposition auslösten, da sie weder zur Beratung beigezogen noch über das Vorhaben informiert worden waren und deswegen über die wahrhaften Hintergründe dieses pharaonischen Bauwerkes rätselten.
Als nun die neulich in Deutschland gekauften Tunnel Maschinen mit voller Leistung arbeiteten und sich der Verkehr in einer riesigen 10 Kilometer langen Baustelle staute, hatte der Stadtpräsident immer noch nicht bekannt gegeben, was mit den freigewordenen Flächen geschehen, und welcher Nutzung diese zugeführt werden sollten. Angesichts dieser Ungewissheit starteten die Architekten und Stadtplaner unterstützt von der Architekturfakultät der ETSAM, des Architektenverbandes COAM und dem Klub für städtebauliche Debatten eine Pressekampagne, um die Mitbewohner zu sensibilisieren und auf die Stadtverwaltung solange Druck auszuüben, bis sie die Zusage erreicht hatten, dass die gesamte vom Verkehr befreite Fläche zu einem öffentlichen Raum umgestaltet werden sollte und der Architektenverband mit der Durchführung eines internationalen Ideen Wettbewerbs für die Gestaltung und Nutzung der zurückgebauten Flächen beauftragt wurde.
Das als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangene Projekt wurde von Team M-Rio, drei Madrider Architekturbüros – Burgos & Garrido, Porras La Casta y Rubio & Álvarez Sala – in Zusammenarbeit mit dem holländischen Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur West 8 entworfen.
Gebaut zwischen 2008 und 2011, hat Madrid Rio die an beiden Flussufern gelegen, zurückgewonnen Flächen in eine neue „städtische Fluss-Landschaft“ verwandelt und einen fast 7 Kilometer langen, von Norden nach Süden verlaufenden, begrünten, autofreien, öffentlichen Raum geschaffen. 36 neue Fußgänger- und Radfahrer- Brücken haben die an den Flussufern gelegenen „zwei Städte“ welche einst durch den nicht nachlassenden Verkehrsfluss der Ringautobahn getrennt waren, wieder miteinander verbunden.
Wenn Sie mehr über den wichtigsten städtebaulichen Eingriff Madrids der letzten Jahrzehnte wissen möchten, wenn Sie die verschiedenen neugeschaffenen städtischen „Landschaften“ aus der Nähe zu betrachten wünschen, oder wenn Sie miterleben möchten, wie sehr Madrid Rio die Lebensqualität und die Lebensgewohnheiten von hunderttausenden von Madridern verändert hat, laden wir Sie ein, uns auf einer unserer Fahrradtouren den Flussufern des Manzanares entlang zu begleiten!
Text: Werner Durrer, MADRIDES.
Alles graphische Material und die Fotografien sind uns freundlicherweise von den Architekturbüros Burgos & Garrido, Porras La Casta y Rubio & Álvarez Sala zu Verfügung gestellt worden.
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