MOL Campus – neues Wahrzeichen für Budapest
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Vor sieben Jahren berichteten wir hier von den Plänen des größten ungarischen Unternehmens MOL, am Ufer der Donau einen 120 Meter hohen Turm nach Entwürfen von Foster + Partners zu errichten. Damals hieß es, dass die 28-geschossige Firmenzentrale bis 2021 fertiggestellt werden sollte. Der Termin konnte nicht ganz gehalten werden. Die 2500 Mitarbeiter bezogen im Dezember 2022 den nun insgesamt 143 Meter hohen Glasturm – übrigens pünktlich zum 150. Gründungsgeburtstag der früheren Doppelstadt im Jahr 2023. Budapest hat nun ein neues, weithin sichtbares und markantes Wahrzeichen an einem Flussabschnitt, der nach der schlimmsten Naturkatastrophe der Stadt massiv reguliert werden musste.
Die Hochwasserkatastrophe
Die schmale Donau zwischen Buda und Pest war zwar strategischer Vorteil bei der Gründung der damals eigenständigen Städte, aber verheerender Nachteil zu Hochwasserzeiten. Als im März 1838 die zugefrorene Donau zu tauen begann, stauten sich am breiten und flachen Donauabschnitt südlich des Stadtgebiets die Eisschollen meterhoch, sodass die eiskalten Wassermengen nicht abfließen konnten und Gassen und Plätze vor allem auf Pester Seite überfluteten. Die Ursache der Naturkatastrophe wies den Weg zur Lösung des Problems: zwecks eines schnelleren Wasserabflusses musste auch im Süden der Stadt das Flussbett verengt und vertieft werden. Sehr schnell war mit dem sogenannten Regulierungsdamm technische Abhilfe geschaffen, der die Flussbreite ähnlich schmal regulierte, wie weiter flussaufwärts. So entstand vorübergehend eine separate Wasserfläche: etwa zwischen Franz-Joseph- und heutiger Rákóczibrücke lag der Lágymányoser See, dessen Areal nach der Aufschüttung 1885 von der Technischen Universität genutzt und überbaut werden konnte. Südlich der Rákóczibrücke blieb die Wasserfläche erhalten und bildet seitdem die Lágymányoser Bucht. Der zum Fluss hin abgrenzende, sogenannte „Kahle Damm“ (Kopaszi-gát) bekam seine Bezeichnung von der früher hier liegenden Sandbank gleichen Namens. Genau hier wiederum steht heute Budapests neues Wahrzeichen.
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View across Lágymányos Bay to the new BudaPart neighbourhood. Photo by: ©Arne Hübner
Ein neues Stadtquartier entsteht – MOL Campus
2015 wurden Damm und unbebaute Flächen an der Bucht, insgesamt 57 Hektar, vom Stadtbezirk an die neu gegründete Property Market GmbH verkauft, eine für die Entwicklung der Wasserlage zweifellos richtige Entscheidung: im Jahresrhythmus wurde die Vision für das von nun an BudaPart genannte Entwicklungsgebiet immer klarer. 2016 gewann das dänische Büro ADEPT den städtebaulichen Wettbewerb, der sehr gekonnt Budapester Straßen- und Hoftypologien mit den Anforderungen eines Quartiers am Wasser kombiniert und auch eine Höhendominante zuließ – für Budapest eher unüblich. 2017 wurde dann Fosters Siegerentwurf für das Hochhaus präsentiert.
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MOL Campus designed by Foster + Partners and Finta Stúdió. Photo by: ©Arne Hübner
Der zusammen mit den technischen Aufbauten und der Aussichtsplattform 143 Meter hohe Turm überragt nun mit fast 50 Metern die historischen Kuppelbauten Parlament, Burg und St.-Stephans-Basilika, was naturgemäß zu Diskussionen über das sich ändernde Stadtbild führte. Ehrlicherweise muss man aber zwei Jahre später sagen, dass das weitab der Innenstadt gelegene Hochhaus mit seiner elegant leicht geschwungenen Form das historische Stadtbild nicht beeinträchtigt und stattdessen dem Süden Budapests einen neuen Orientierungspunkt gegeben hat.
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MOL Campus designed by Foster + Partners and Finta Stúdió. Photo by: ©Arne Hübner
Auf unserer Architekturführung in Budapests Süden – idealerweise per Rad – erkunden wir die Projekte entlang der Donau und beenden sie natürlich auf der Aussichtsplattform des MOL Campus.
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MOL Campus SkyDeck with its 120m high viewing platform. Photo by: ©Arne Hübner
Text: Arne Hübner, GA Budapest
https://adept.dk/project/budapart