Neue Post am Rochus in Wien
Am Rochusmarkt in Wien, zentrumsnah und gut sichtbar von der belebten Landstraßer Hauptstraße aus, haben Schenker Salvi Weber mit feld72 für die österreichische Post ein generöses Büro- und Geschäftsgebäude errichtet. Das 2017 fertiggestellte und mehrfach ausgezeichnete Projekt kann nun auf einer Architektur-Führung erkundet werden.
Neue Unternehmenszentrale der Österreichischen Post
Der Baukörper nimmt den polygonalen Grundstückszuschnitt auf und entwickelt daraus einen gestaffelten Stadtbaustein. Ein kompaktes, selbstbewusstes Ensemble entsteht. Die Platzebene des Rochusmarktes wird als Shoppingmall im Gebäude fortgesetzt und bindet als öffentlicher Durchgang den Grete-Jost-Park an, revitalisiert von DnD Landschaftsarchitektur (dnd.at). Eine von Tageslicht geflutete Erschließungsschicht dient im Bürogebäude der Orientierung und als Verteiler. Hier entstand ein eigenständiger, kommunikativer Raum.
Mehr als ein Zitat in Robert Musils Nähe
Die Entscheidung, das neue Headquarter der Post in City-Nähe zu bringen, setzte eine hohe Verdichtung auf dem Grundstück direkt an der U-Bahn-Station voraus. Am Markt stand ein Gebäude, das abgerissen werden konnte, ein Haus in der Rasumofskygasse (nahe Robert Musils Wiener Wohnadresse und Gedenkraum) stand teilweise unter Denkmalschutz und war in den Neubau zu integrieren – eine weitere Herausforderung für die Architekten.
Urbane Eleganz und Wiener Leichtlebigkeit
Die Struktur der Fassade aus Betonfertigteilen nimmt die Lisenen des Bestandsbaus sowie deren horizontale Gliederung auf. Die neuen Fensterflächen sind ab dem zweiten Obergeschoß alle gleich groß. Die für desksharing konzipierten Großraumbüros profitieren vom polygonalen Bauplatz, die Etagen sind so angelegt, dass sie in kleinere Einheiten separiert werden können. An den bodentiefen Fenstern stehen Tischgruppen, Glasboxen mit Vorhängen ermöglichen konzentriertes Arbeiten. Die Möbel, die den Raum gliedern, sind durch Stoffbespannungen oder Mikroperforierungen auch akustisch wirksam.
Postfaktische Referenz an Otto Wagner
Das Lochmuster in einigen der Fensterlaibungen, so Michael Salvi, war ursprünglich eine romantische Referenz an die Fassade der Postsparkasse von Otto Wagner. Es wurde weiter entwickelt, inzwischen dienen die Löcher der zusätzlichen Belüftung der Büros: Von Hand kann eine schmale Tür zum hohlen Inneren der gelochten Stützen geöffnet werden. Abends können sie variiert von den Brüstungen aus angestrahlt werden.
Neues Leben, neues Licht, neue Stadtlandschaft
Vom Park aus fällt die überbreite und -tiefe Lichtfuge zwischen Bestand und Neubau auf. Christian Ploderer, verantwortlich für das gesamte Lichtkonzept, hält hier den Luftraum frei von Leuchtkörpern. Dieser außergewöhnliche Raum kann, ebenso wie die zwei Innenhöfe, die von DnD Landschaftsarchitektur und dem Künstler Peter Kogler gestaltet wurden, bei einer Architektur-Führung besichtigt werden.
Text Gerald A. Rödler
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