Niemeyers erste 50 Jahre in Mailand: der Hauptsitz der Mondadori-Gruppe
Das Mondadori-Gebäude befindet sich am östlichen Rande Mailands, dort, wo die Stadt ausdünnt, auf einer großen Grünfläche von 190.000 Quadratmetern im Stadtbezirk Segrate. Es ist zweifellos eines der bedeutendsten Werke des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer in Europa.
Fünfzig Jahre nach Baubeginn sprechen wir in Bezug auf dieses Gebäude wieder von einem einzigartigen, spektakulären „Denkmal“ mitten auf dem Land und von einem der ausgereiftesten Entwürfe des brasilianischen Meisters. Mit gewöhnlichen Materialien und Techniken wie Stahlbeton und Stahl, die aber in den Details auf sehr unkonventionelle Art und Weise behandelt wurden, sowie mit der ausdrücklichen Überschreitung zweier modernistischer Tabus – des Bogens und der symmetrischen und monumentalen Anordnung – erreichten Niemeyer und das Mondadori-Gebäude eine perfekte Übereinstimmung von Form und Struktur.
Eine beeindruckende Architektur für einen kundigen Bauherrn
Giorgio Mondadori war während einer Südamerika-Reise in den 60er Jahren von der formalen Überschwänglichkeit der Architektur Niemeyers sehr beeindruckt gewesen, und so beauftragte er ihn, ein kraftvolles und ikonisches Gebäude für den neuen Hauptsitz seines Verlags zu entwerfen.
Oscar Niemeyer verwendete das Itamaraty-Gebäude (Brasilia, 1964), das auch als „Palast der Bögen“ bekannt ist, als Referenz und reichte eine noch einfallsreichere und gewagtere Struktur ein. Ein zu schwimmen scheinendes fünfstöckiges, verglastes Prisma, in dem sich die Verlagsbüros befinden, hängt an einem 203 Meter langen und 30 Meter breiten Exoskelett aus Stahlbeton, das aus Säulen und Parabolbögen mit sich verjüngenden Abschnitten besteht. Der geometrischen Strenge des Hauptgebäudes stehen niedrige und mäandernde Baukörper gegenüber, die sich wie eine Halbinsel aus einer Wasseroberfläche erheben und in denen u.a. die Redaktionen untergebracht sind.
Die außerordentlich ausdrucksstarke und plastische Wirkung des Komplexes wird durch Wasser und Grün unterstrichen, ein Landschaftsprojekt des toskanischen Architekten Pietro Porcinai.
Eine behutsame Restaurierung und neues Licht für das Meisterwerk
Zwischen 2003 und 2006 führte Generali, der Eigentümer des Komplexes, eine Restaurierung der Stahlbetonkonstruktion durch, wobei die arabeskenartigen Adern der ursprünglichen Holzschalung auf dem Sichtbeton des Hauptgebäudes sorgfältig erhalten wurden.
Die Mondadori Publishing Group beauftragte 2017 den Lichtdesigner Mario Nanni vom Unternehmen Viabizzuno mit der Restaurierung des Beleuchtungssystems. In der Dämmerung gehen die Lichter an und feiern die Schönheit des Komplexes in einem eindrucksvollen Dialog zwischen Architektur und Landschaft.
Guiding Architects Milano begrüßt Sie zu einem anregenden und inspirierenden Besuch im Mondadori-Gebäude.
Text: Bianca Pichler, GA Milano
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