Saint Vincent de Paul in Paris: Nachhaltige und partizipative Stadtplanung

Wie kann man ein altes, stillgelegtes Krankenhaus in eine neue nachhaltige Nachbarschaft verwandeln? Dies ist das Ziel für die Stadtentwicklungsgesellschaft P&MA in Paris für das Projekt Saint Vincent de Paul.
Der Komplex, ein Kinder- und Entbindungsheim, das 2012 geschlossen wurde, erstreckt sich über eine Fläche von rund 3,4 ha im 14. Arrondissement in Paris.
Die Stadtplanungsagentur Anyoji Beltrando hat entschieden, rund 60% der historischen Gebäude des Standorts zu erhalten, einschließlich der markanten sogenannten „englischen Höfe“, also Souterrains mit vorgelagerten Terrassen. Hinzu kommen vier zeitgenössische Baublöcke und rund 4000 qm Grünfläche.
In diesem gemischt genutzten Viertel entstehen geförderte und frei finanzierte Wohnungen, öffentliche und private Einrichtungen, Geschäfte und Unternehmen, darunter das 4.000 qm große „Pinard“-Gebäude mit flexibler Nutzung, in dem sich eine Kindertagesstätte, eine Schule und ein Fitnessstudio befinden und das außerhalb der Öffnungszeiten teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.

Dreimal Null: Null Kohlenstoff, null Abfall, null Abwasser aus Niederschlag

Bei allen Gebäuden wird mit der Passivhaus-Methode ein hoher Energieeffizienz-Standard gesetzt. Ein Wärmeaustauschsystem, das das Pariser Abwassernetz nutzt, wird durch ein lokales, städtisches Wärmenetz ergänzt, womit man bis 2050 auf 100% erneuerbare Energien kommen will. Nachhaltige, wiederverwendbare Materialien werden für die Gebäude und Außenanlagen verwendet. Das Regenwasser wird vor Ort wiederverwendet und gespeichert und nicht dem Abwassernetz zugeführt.

Gemeinschaftliche Stadtplanung – Saint Vincent de Paul

In Koordinierungsworkshops kommen alle an den kollektiven Räumen interessierten Parteien zusammen: Designer, Projektinhaber und -initiatoren, Immobilienverwalter, die Stadtverwaltung und andere, um so alle Aspekte des Projekts wie seine architektonische Kohärenz, das Verhältnis zu öffentlichen Räumen, die Behandlung von Geschäftsräumen usw. zu detaillieren.

Zeitweilige Besetzung

Die Verbände Aurore und Yes We Camp sowie die Genossenschaft Plateau Urbain haben unter dem Namen Grands Voisins eine zeitweilige Besetzung organisiert. Der Standort wurde vorübergehend in einen einladenden Ort fürs Leben und Arbeiten verwandelt, der einen belebenden Einfluss weit über das Projekt und die Nachbarschaft hinaus ausdehnte. Der Raum ist zu einer Attraktion für sich geworden – und dies hat bestimmte Aspekte der zukünftigen Nutzung des Standorts beeinflusst.

Mit diesem Projekts entwirft die städtische Entwicklungsgesellschaft Paris & Métropole Aménagement eine Vision von Paris für die Zukunft: indem es den CO2-Fußabdruck der Städte verringert und eine Form der Immobilienentwicklung verbreitet, an der die Nutzer aktiv beteiligt sind.

Text: Catherine Haas Adler, GA Paris