Stadt neu gedacht: Seestadt Aspern Wien – Gender Mainstreaming in der Stadtplanung
Die Seestadt Aspern, mit 240 Hektar eines der größten Stadterweiterungsgebiete Europas, definiert neue Standards in der Stadtplanung. Wie Gender Mainstreaming in der Stadtplanung hier umgesetzt wurde, erleben die „Seestädter*innen“ in ihrem Alltag. Ein unübersehbares Signal nach außen ist die Benennung der öffentlichen Räume nach bedeutenden Frauen: Manche sind so bekannt wie Jane Jacobs und Zaha Hadid. Die Gartenarchitektin Anna Plischke und 56 weitere sind vor Ort zu entdecken. Diese identitätsstiftende Initiative verdoppelte den Frauenanteil an den Wiener Straßennamen – vielleicht ein Wendepunkt für das kollektive Gedächtnis der Stadt.
Baukunst im Zeichen der Gleichberechtigung und Vielfalt
Die vielfältigen Lebensrealitäten von Frauen sichtbar zu machen war für die Raumplanerin Eva Kail, eine der führenden Expertinnen für Gender-Planning, in den 1990er Jahren der Ausgangspunkt für die Entwicklung von Planungsleitlinien. Diese wurden 2013 im Handbuch „Gender Mainstreaming in der Stadtplanung und Stadtentwicklung“ zusammengefasst. Sie begleiten als Qualitätsmassstab für Gleichberechtigung, Teilhabe und Alltagsgerechtigkeit alle Planungsprozesse der Stadtverwaltung, daher steht auch die Seestadt im Blickpunkt.
Es sind viele Frauen, die in unterschiedlichen Rollen die Seestadt seit 2005 mitgestalten, nur wenige können hier beispielhaft genannt werden. Als Entwicklerin des HoHo Wien ist Caroline Palfy zu würdigen – ohne ihre Vision und entschlossene Umsetzung gäbe es einen der weltweit höchsten Holz-Hybrid-Bauten nicht.
Helle Søholt (Gehl Architects) verantwortet die „Partitur des öffentlichen Raums“. Dieses Handbuch ist die Grundlage für die Gestaltung des Hermine-Dasovsky-Platzes durch Anna Detzlhofer und Sabine Dessovic (D/D Landschaftsplanung).
In einem Wettbewerb überzeugte das Projekt „Seeparq“ von Ursula Schneider (POS Architektur), mit seiner souveränen Kombination von Nutzungsmischung, Energiekonzept und Wohnqualität. Die Werke dieser und weiterer Architektinnen (und Architekten) lernt man bei unseren Architekturführungen kennen – eine erfrischende Quelle der Diskussion und Inspiration.
Planungsqualität in der Realitätsprüfung
Eine „Stadt in der Stadt“ zu bauen mit allen Qualitäten, die wir an historischen Städten schätzen, ist die Vision; Nachhaltigkeit, Gemeinwohl, Vielfalt, Teilhabe, Gender Mainstreaming sind die Leitlinien. Im Jahr 2035 sollen hier 25.000 Menschen wohnen und rund 20.000 ihren Arbeits- oder Ausbildungsplatz finden. Bisher wurde gut ein Drittel fertiggestellt, reichlich Stoff für Fachführungen, für Erkundungen und Vergleiche in allen Maßstäben und Geschwindigkeiten.
Text: Felicitas Konecny und Vanja Pandurevic, Architekturführungen in Wien
Seestadt Aspern:
https://www.aspern-seestadt.at/wirtschaftsstandort/planung__wirklichkeit/der_masterplan
https://www.aspern-seestadt.at/city-news/die_ambition_ankommen_fuer_alle
Laura Vahl (Lavaland):
https://www.frauenbauenstadt.at/exhibition/laura-vahl/
Helen&Hard:
https://helenhard.no/
Caroline Palfy and Rüdiger Lainer + Partner:
https://www.lainer.at/projekte/hoho-hoho-wien-holzhochhaus-1220-wien-2016/
POS Architektur:
https://www.pos-architecture.com/
D/D Landschaftsplanung:
https://www.dnd.at/
Helle Søholt (Gehl Architects):
https://www.gehlpeople.com/
Tovatt Architects:
https://tovatt.com/
nonconform:
https://www.nonconform.at/
Seestadt has a female face:
https://issuu.com/asperndieseestadtwiens/docs/dieseestadtistweiblich_sept2020
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