Valencia, Grüne Hauptstadt Europas 2024
Als Juan 1977 an der Pflanzung von Orangenbäumen im alten Turia-Flussbett teilnahm, konnte er nicht ahnen, dass diese Geste mit dazu beitragen würde, dass seine Stadt fast 50 Jahre später zur Grünen Hauptstadt Europas ernannt wird. In den 1970er Jahren gab es in Valencia kaum Grünflächen. Denn die Bebauungspolitik der 1960er Jahre hatte die Stadt in eine graue Betonwüste verwandelt, in die sich selten ein Tourist verirrte. Dank Juan und der valencianischen Bürgerschaft, die von einer grünen Stadt träumte, gelang es durch eine Bürgerinitiative zu verhindern, dass das Flussbett in eine Autobahn verwandelt wurde. Heute ist der Rio Turia, wie die Valencianer das alte Flussbett immer noch liebevoll nennen, ein fast 9 km langer städtischer Garten, den die Valencianerwie auch Tausende von Touristen täglich besuchen und nutzen.
Die Auszeichnung „Grüne Hauptstadt Europas“ wird jährlich von der Europäischen Kommission an eine Stadt verliehen, die sich in herausragender Weise für ökologische Nachhaltigkeit engagiert und erfolgreich Maßnahmen zur Bewältigung aktueller Umweltprobleme umgesetzt hat. Eine der umstrittensten Strategien in Valencia war die Umkehrung der klassischen Mobilitätspyramide. Fußgänger genießen höchste Priorität, gefolgt vom Fahrrad und dem öffentlichen Nahverkehr. Das privat genutzte Kraftfahrzeug steht an letzter Stelle. Das sichtbarste Ergebnis ist die Ausweitung des Radwegenetzes auf 160 km und die Fußgängerzone im historischen Zentrum.
Als ein Beispiel für Best Practice zeigen wir bei unseren Architekturführungen gerne die Neugestaltung von zwei der drei wichtigsten Plätze in Valencia: Marktplatz und Rathausplatz. In beiden Fällen wurde ein taktischer städtebaulicher Ansatz verfolgt, um zunächst die Gültigkeit des Vorschlags zu überprüfen. Es handelt sich um schnelle, reversible und kostengünstige Eingriffe. Ziel ist es, die Stadt umzugestalten, um sie angenehmer, einladender, nachhaltiger und sicherer zu machen. Ausgangspunkt ist die Nutzung und Belegung der öffentlichen Räume.
Partizipative Prozesse definiertendie Bedürfnisse für die neue Nutzung. Mit Hilfe von Wettbewerbenwurden dieProjekte gekürt und umgesetzt. Der Marktplatz wurde gerade eingeweiht, während der Rathausplatz derzeit umgestaltet wird und auf die Durchführung des Siegerprojekts wartet: Re-Natura, der grüne Platz.
Text: Boris Strzelczyk, Guiding Architects Valencia
https://www.visitvalencia.com/de/grune-hauptstadt-europas-2024
https://valencialife.es/valencia-declared-europes-green-capital-for-2024/
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