Wien und die Zukunft des Wohnbaus: Wie wohnen wir morgen?

Die IBA Wien 2022 hat nichts gebaut – ist das die Zukunft des Wohnbaus? Es gibt gute Argumente, mit Ja zu beantworten. Doch Faktum ist, Wien wächst und es wird sehr viel gebaut. Daher richtet diese IBA Spotlights auf die gerade entstehenden modellhaften Bauten und Stadtviertel und baut darauf, mit einer Vielfalt von Formaten den Diskurs zwischen den Akteur*innen und einer breiten Öffentlichkeit zu stärken.
Seit dem ersten Bauprogramm des „Roten Wien“ in den 1920er Jahren bis heute ist die Verbindung von ausreichendem, leistbarem Wohnraum und Architekturqualität auf der politischen Agenda. Mit allen Konsequenzen, von der Bodenpolitik bis zur Energieversorgung und Qualitätssicherung.
Heute kommen dazu eine vitale, von unterschiedlichen Architekturschulen mit Nachwuchs versorgte Architekturszene und eine Zivilgesellschaft, die gerade dort ihre Visionen entwickelt (und zum Teil auch verwirklicht), wo die Institutionen und professionellen Akteur*innen blinde Flecken haben. Man wird daher viele, auch kontroverse Antworten auf die Frage „Wie wohnen wir morgen?“ finden, wenn man mit den „guiding architects“ eine Architekturführung macht.
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Lockerwiese settlement: Karl Schartelmueller 1928 – 1932. Photo by ©Felicitas Konecny
Gartenstadt oder Superblocks? Alt Erlaa oder Pilotengasse?
Schon in der Zeit der größten Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg gab es diametrale Positionen: Adolf Loos, Josef Frank und Margarete Lihotzky traten für die Konzepte der Gartenstadtbewegung ein, während Wagnerschüler wie Hubert Gessner und Schmid / Aichinger großformatige Wohnanlagen mit 4-8 Geschoßen entwickelten.
Die Debatte wurde Anfang der 1980er Jahre wieder aufgenommen. Modellprojekte wie die Wohnsiedlung Pilotengasse (Krischanitz, Herzog & de Meuron, Steidle) zeigten wesentliche Vorteile gegenüber dem freistehenden Einfamilienhaus auf. Überraschend ist hingegen, dass die „Wohnmaschine“ Alt Erlaa (Glück, Requat & Reinthaller, Hlaweniczka) mit über 3000 Wohneinheiten erwiesenermaßen das „maximale (Wohn-)Glück für die maximale Zahl“ erreicht hat.
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Alt Erlaa: Glück, Requat & Reinthaller, Hlaweniczka, 1976 – 1985. Photo by ©Felicitas Konecny
Heute und morgen: Verdichten, Vernetzen, Revitalisieren – Zukunft des Wohnbaus
Die Leuchtturmprojekte der IBA Wien 2022 zeigen die große Bandbreite an Antworten auf unterschiedliche Orte und verschiedene Bedürfnisse der Nutzer*innen. Gleis 21 (einszueins Architektur) beim Hauptbahnhof vernetzt Funktionen, MGG22 (Charamza, Thalbauer, Thaler Thaler, rajek barosch mit FIN) nahe den Donauauen vernetzt Energiesysteme. Das größte Potential und die größte Herausforderung liegen aber in der bereits gebauten Stadt. Die dafür unverzichtbaren Eigenschaften Mut und Kreativität findet man beim Projekt Geblergasse (Zeininger Architekten) – auch dieses sollte bei keiner Architekturführung in Wien fehlen.
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MGG22: Charamza, Thalbauer, Thaler Thaler, rajek barosch, FIN Future Is Now, 2019. Photo by ©Felicitas Konecny
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Sonnwendviertel: Helmut – Zilk – Park, Hager Landschaftsarchitektur, 2017. Gleis 21, einszueins Architektur, 2019. Photo by ©Felicitas Konecny
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